Wie startet man einen Post, der mit einem schönen Thema beginnt und mit einem nachdenklichen Thema endet?
Das habe ich mich die letzten Tage häufig gefragt. Überhaupt habe ich mir noch nie Gedanken im Voraus darüber gemacht, was ich wann und wie hier herunterschreibe. Ich setze mich einfach vor meinen Computer und haue in die Tasten. Das habe ich auch so einige Male bei diesem Post hier versucht, aber die diversen Anfänge wurden jäh mit der “Esc”-Taste beendet.
Aber zunächst einmal das versprochene, schöne Einstiegsthema: Mein Blog hat Geburtstag und erfreut mich nun schon seit ganzen 4 Jahren. Der absolute Wahnsinn.
Wie auch schon im letzten Jahr kann ich dafür nur euch danken: Ihr gebt mir regelmäßig das nötige Feedback, Lob, Kritik um weiter zu machen. Ihr seid da und das merke ich immer wieder. Sei es durch Facebook Nachrichten, Instagram Kommentare, direkte Mails oder face-to-face Gespräche auf Events. Ich liebe das und bin euch unglaublich dankbar. Dass ihr wirklich meine Rezepte nachmacht ist für mich nach wie vor total verrückt und ich werde immer etwas rot, wenn man mich auf den nachgemachten Exemplaren verlinkt. Dass meine Rezeptideen tatsächlich mal auf der Kaffeetafel von wildfremden Menschen stehen… das ist nach wie vor ein unglaublich geniales Gefühl.
Besonders beliebt waren im letzten Jahr die KüchenDeern Dauerbrenner wie der Vapiano Salat mit Rucola-Senf-Dressing, die Donut Glasuren oder auch der Red Velvet Halloween Kuchen. Neu dazu gekommene Klick-Kracher sind die Einhorneiscreme, die Kinder Maxi King Torte und auch der Butterkuchen wie vom Bäcker. Die meisten Leser kamen im letzten Jahr aus Hamburg, Berlin und München, gefolgt von Köln und Wien – international seid ihr auch noch! Ich drehe durch!
Ich hoffe, dass euch dieser Blog genauso viel Spaß macht wie mir und ich hoffe auf noch mindestens 4 weitere Jahre. Ach, was sage ich: 40 Jahre! Liebsten Dank. Diese Torte hier ist für euch ihr Lieben. Und für eine andere wichtige Person. Mehr dazu jetzt, wenn ihr mögt.
First things first: Dies ist mit Abstand der persönlichste Beitrag, den ich je geschrieben habe. Eigentlich wollte ich solch tiefe Einblicke in meine Gedanken und mein Leben hier nicht preisgeben, da es sich immerhin um eine Spaß-Website mit Rezepten handelt. Da muss man sein Herz nicht unbedingt ausschütten – es sei denn man hat eine große Bitte an seine Leser. Einen ganz besonderen Geburtstagswunsch. Da möchte, nein MUSS ich etwas weiter ausholen, um euch zu erklären, worum es geht.
Es geht um ein Thema, was mich schon lange beschäftigt und mir sehr am Herzen liegt.
Es geht um Organspende.
Mir ist bewusst, dass sich viele nicht mit diesem Thema auseinander setzen möchten. Es macht Angst. Es ist so weit entfernt. Und es hat darüber hinaus auch noch mit dem Tod zu tun – DEM Thema in unserer Gesellschaft, über das man nicht spricht. Neben Cellulite. Denn sterben ist durch moderne Medizin und längere Lebenserwartungen + bessere Lebensqualität immer mehr zu einem solch abstrakten Thema geworden, dass sich Menschen nicht mehr damit auseinander setzen.
Auch mir ging es vor ein paar Jahren so. Bis nach und nach immer mehr Personen in meinem Leben durch Unfälle, Krankheiten oder Altersschwäche gegangen sind. Was ich dabei ganz schnell gelernt habe: Der Tod hält sich nicht an Regeln.
Vorgeschichte: Ich habe eine große Familie und mein Vater drei Brüder – allesamt verückte Typen mit einer ordentlichen Portion Humor. Der Jüngste hieß Mario und war der absolute Mittelpunkt unserer Familie. Er war der Inbegriff von Herzlichkeit, hatte die lustigsten Sprüche parat, war stets gut drauf und egal was war, man fühlte sich einfach besser wenn man fünf Minuten mit ihm rumgehangen hat. Außerdem konnte er 1A neue Handyverträge herunterhandeln. Und Urlaube. Und überhaupt alles, was man ihm so zugeworfen hat. Was er nicht so konnte, war Activity spielen – er hat nie so wirklich verstanden, warum man nicht den Begriff zeigen UND erklären durfte.
Dass es ausgerechnet ihn vor 10 Jahren, mit Ende 30 traf, weiß ich nicht. Ich weiß nur noch, dass die Diagnose “Lungenfibrose” mir nichts sagte und ich sie auch nicht verstand.
Ich bin bei Weitem keine Ärztin, aber ich versuche die Krankheit einmal zu erklären: Bei der Lungenfibrose wird das Lungengewebe durch Entzündungen nach und nach in Bindegewebe umgewandelt. Dadurch vernarbt die Lunge von innen und Sauerstoff kann nur noch schwer in die Blutlaufbahn gebracht werden. Der Patient erstickt. Die Symptome sind ähnlich wie bei der Raucherkrankheit COPD, nur dass die Betroffenen häufig nie Raucher waren. Mario war Sportler und Nichtraucher – die Krankheit wurde durch eine vorangegangene Hautkrankheit ausgelöst, die in ihrem Verlauf häufig auf entweder Herz oder Lunge überschlägt.
Eine Heilung gibt es bis heute nicht. Seine Lebenserwartung war bei fünf Jahren – geschafft hat er neun, wobei wir eigentlich den Tod nie wirklich als Option gesehen haben.
“Es wird sich schon etwas finden.”
“Er muss sich nur auf die Organspendeliste eintragen lassen.”
“Das kann ja nicht so lange dauern, Lungen werden nicht so viele gesucht.”
Werden sie auch nicht. Nieren, Herzen oder auch Lebern stehen weit höher auf der Most-Wanted Liste. Und dennoch ist es unglaublich schwer an eine der wenigen Exemplare zu kommen: Um sich überhaupt auf die Liste schreiben lassen zu können, muss man auch wirklich krank genug sein. Früher war es üblich, den jenigen die Organe zuzusprechen, die am Längsten auf der Warteliste standen. Heute funktioniert das allerdings etwas anders: Mit Hilfe eines Punktesystem wird eingeschätzt, wie krank man wirklich ist und wie hoch die Überlebenschance nach einer Transplantation wäre. Anders gesagt: Es ist ein reines Poker Spiel. Denn: Wenn man zwar eine gute Überlebenschance hat, aber noch nicht krank genug ist, bekommt man eine niedrige Punktzahl und somit kaum eine Spende. Wenn man andererseits zwar sterbenskrank ist aber dafür keine hohe Überlebenschance hat, bekommt man ebenfalls eine geringe Punktzahl und ebenfalls nur selten eine Spende. Es gilt also den “perfekten Moment” abzuwarten: Sehr krank sein und dennoch eine hohe Überlebenschance haben. Was für ein System.
Mario hat solch einen Moment abgewartet: Nach knapp neun Jahren (und mit nur noch einem Bruchteil funktionierender Lunge) ließ er sich auf die Liste setzen und wartete. Im November kam dann ein Anruf von meinem Vater – Mein Onkel ist im Krankenhaus. Es sieht schlecht aus. Über zwei Wochen hatte sich sein Zustand so sehr verschlechtert, dass wir Freitag Nacht direkt ins Krankenhaus fuhren, um ihm als Familie beizustehen und uns von ihm zu verabschieden. Aber Dank der Wach-ECMO packte er die Nacht und auch die nächsten 3 Wochen des Wartens auf eine Spenderlunge – und das mit voller Organspende-Punktzahl! Bis am 22.11. die Nachricht kam, dass Mario sich verabschieden möchte. Er hat durch die ECMO innere Blutungen bekommen und die Ärzte wissen nicht mehr weiter.
Und da standen wir. Ratlos. Kaputt. Traurig. Aber dennoch sehr gefasst. Nach und nach gingen wir in sein Zimmer und unterhielten uns ein letztes Mal mit ihm. Dann kam die Ärztin rein und erklärte ihm, was nun passieren würde: Durch eine starke Narkose würde er sehr tief schlafen, die ECMO würde nach und nach herunter gefahren werden und so sein Blutkreislauf zum erliegen kommen. Nach 10 Minuten wäre alles vorbei. “Okay” sagte er nur und wünschte sich, dass wir uns alle an den Händen hielten, einen Kreis bildeten und lieb zueinander sind. Mit dem Kinderspruch “Piep, piep, piep – wir haben uns alle lieb” verabschiedete er sich mit einem Lächeln und schlief ein. Mit Ende 40.
Ob eine neue Lunge Mario gerettet hätte? Keine Ahnung. Ich glaube, dass es für jeden ein vorbestimmtes Datum gibt und wenn es für ihn der 22.11.2016 war, dann ist das so. Aber ich weiß, dass es viele Menschen in der Gegenwart und in der Zukunft gibt, deren Zeit noch nicht gekommen ist und für die ein eventueller Organ-3D-Drucker zu spät kommen wird. Also besucht für weitere Informationen gerne die Seite www.organspende-info.de, horcht einmal in euch herein und bestellt hier bei einer positiven Entscheidung direkt einen Organspendeausweis: KLICK
Heute ist mein Bloggeburtstag und ich wünsche mir dieses Jahr keine 2400Kcal-Pizza und auch keine zwanzig Torten. Ich wünsche mir, dass sich jeder, der bis hierher gelesen hat, sich in einem ruhigen Moment einmal mit dem Thema Organspende auseinander setzt. Es geht gar nicht darum, sich direkt einen Ausweis zu holen. Es geht lediglich darum einmal für sich zu entscheiden, ob man grundsätzlich dafür oder dagegen ist. “Ent-Tabuisieren” würde ich das ganze nennen.
Vielen Dank fürs “Zuhören” und auf ein weiteres, leckeres Blog-Jahr.
Dann auch ohne den ganzen Gefühlkrams. Versprochen.
PS: Mario, diese Torte ist für dich. Ich weiß, dass “Bunt” deine Lieblingsfarbe war und du sie auch ohne Rücksicht auf Verluste als Shirts und Hosen kombiniert hast. Farbgefühl war nicht so deins. Aber in der Torte machen sich Pink, Grün und Türkis ganz gut. Danke für die Inspiration 🙂
BUNTE BAISER TORTE
Ø18cm Springform | mind. 2 Std 45 Min
ZUTATEN
Kuchen:
4 Eiweiß, 320g Zucker, 1/2 TL Salz, 150g Butter, 100g Palmin Soft, 2 TL Vanilleextrakt, 250ml Buttermilch, 450g Mehl, 1/2 Pkg Backpulver, Lebensmittelpasten in Türkis, Grasgrün und Pink
Frosting:
400g Butter, 320g Puderzucker, 1 TL Vanilleextrakt
Baiser:
3 Eiweiß, 150g Zucker, Prise Salz, Lebensmittelpasten in Türkis, Grasgrün und Pink
SO GEHT’S
Wichtig: Alle Zutaten sollten Raumtemperatur haben. Buttermilch, Eier, Palmin und Butter also bereits einen Abend vorher aus dem Kühlschrank nehmen (!!)
1. Ofen auf 180°C Ober-/Unterhitze vorheizen
2. Für den Kuchen die Eier trennen uns das Eiweiß schaumig schlagen. Sobald das Eiweiß schaumig ist, die Hälfte des Zuckers (=160g) einrieseln lassen und weiter mit dem Handrührer/der Küchenmaschine aufschlagen. Nach ca. 3-5 Minuten ist eine feste Baisermasse entstanden. Beiseite stellen
3. In einer neuen Schüssel die Butter zusammen Palmin, dem übrigen Zucker und dem Vanilleextrakt schaumig schlagen. Mehl mit Backpulver und Salz mischen und abwechselnd mit der Buttermilch zum Teig geben. Baisermasse vorsichtig unter den Teig heben (nicht schlagen!) und diesen anschließend auf drei Schüsseln verteilen. Diese nun mit Lebensmittelpasten in Türkis, Pink und Grasgrün einfärben und anschließend in drei mit Backpapier ausgelegte Ø18cm Springformen gießen (ihr könnt die Teige natürlich auch nach und nach backen, wenn ihr – wie normale Leute und nicht Food Blogger – nur eine Form habt). Natürlich funktioniert die Torte auch in anderen Größen, nur müsst ihr dann die Backzeit anpassen
4. Kuchen im vorgeheizten Ofen ca. 25 – 30 Minuten backen. Bei der Stäbchenprobe darf kein Teig mehr am Holzstab kleben bleiben. Sollte dies der Fall sein: So lange weiter backen, bis der Kuchen wirklich fertig ist. Anschließend gut auskühlen lassen – optimaler Weise 2 Stunden
5. Während der Kuchen auskühlt kann der Baiser gebacken werden: Ofen auf 120°C herunter stellen. Eiweiß mit einer Prise Salz auf höchster Stufe schaumig aufschlagen und nach und nach Zucker zugeben. Nach 3-5 Minuten ist eine feste Baisermasse entstanden. Einen Spritzbeutel mit großer Lochtülle vorbereiten und mit Hilfe eines z.B. Pinsels Streifen der verschiedenen Lebensmittelpasten in den leeren Spritzbeutel malen. Nun den Baiser einfüllen und Tupfen in verschiedenen Größen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech spritzen. Durch das Drücken nimmt der Baiser die Farben im Spritzbeutel an, sodass die bunten Streifen entstehen
6. Baier im vorgeheizten Backofen ca. 45 Minuten backen und anschließend auskühlen lassen
7. Für die Buttercreme weiche Butter ca. 5 Minuten schaumig aufschlagen und nach und nach den Puderzucker und den Vanilleextrakt dazu geben. Weiterschlagen, bis eine helle, fluffige Masse entstanden ist
8. Sobald Kuchen und Baiser ausgekühlt sind, den grünen Kuchen auf einen Teller/Tortenplatte setzen und mit 1/3 der Buttercreme bestreichen. Pinken Kuchenboden darauf setzen und fest drücken. Das zweite Drittel der Creme darauf verteilen und zum Abschluss den Türkisen Kuchen mit der Unterseite nach oben darauf setzen. Nun das letzte Drittel der Buttercreme nutzen, um die Torte rund herum einzustreichen. Zum Abschluss die bunten Baiser Drops nach Belieben auf dem Kuchen und der noch weichen Buttercreme platzieren und bis zum Anschnitt kalt stellen
REZEPT DRUCKEN: BUNTE BAISER TORTE
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<3
Happy Blog B-Day!
Ich habe deinen Beitrag glesen und musste weinen.
Man merkt sehr wie viel Gefühl in deinem Text steckt.
Ich finde es sehr gut das du dieses Thema aufgegriffen hast. Ich selber habe seit vielen Jahren einen Organspendeausweis und finde es sehr gut. Mal ganz ehrlich: wenn ich mal nicht mehr bin, ist es doch schön zu wissen das man mit einem Teil von sich selber jemand anderem helfen kann, statt alles den Regenwürmern zu überlassen.
Was für ein schöner Kommentar. Lieben Dank dafür Sabrina. Ja ich sehe es ähnlich wie du, aber da kann und muss sich jeder selber eine Meinung zu bilden. Vielleicht sind Regenwürmer ansonsten bald ausgestorben aufgrund von Futtermangel haha
❤lichen Glückwunsch zum 4. Bloggeburtstag?…danke für das tolle Rezept❤…und das du den Kuchen bunt gemacht hast…in Gedenken an deinen Onkel?…bei jedem wird jetzt wohl…etwas Nachdenkluchkeit bleiben…knuddel…?
Erstens finde ich es total mutig und super, dass du auf einem Backblog so ein Thema aufbringst und zweitens hast du das total super gemeistert. Ich hatte ein bisschen Pipi in den Augen, so eine tolle Torte, die so toll zu deinem Onkel passt. Richtig rührend! Und drittens, ich folge deinem Blog ja noch nicht so lange, aber wollte dir gratulieren, wow, vier Jahre! Man merkt die Liebe, die du hier reinsteckst! Vielleicht schaffen wir auch mal ein face-to-face…
PS: Ich habe einen Organspendeausweis und ich finde es auch traurig, dass man nicht darüber spricht…
Vielen Dank für das schöne Feedback. Das bedeutet mir sehr viel. Ein Face-to-Face wäre super! Liebe Grüße an dich
Was für ein schöner Text – ‘bunt war seine Lieblingsfarbe’ – klasse Beitrag! Kussi
Vielen Dank, meine Liebe!